Das war KreativsommerGriechenland 2009

Meine tagebuchartige  Aufzeichnung zum Workshop „Kreatives Schreiben“

beim KreativSommerGriechenland 2009


Mittwoch, 15. 7. 2009:


Die Damen sind begeistert. Schön. Ist eine gute Voraussetzung für 14 gemeinsame Tage. Tage voll Schreiben, Tage voll Tratschen, Tage voll Lesen, Tage voll Diskutieren. Aber auch Tage voll Sand und Meer und Wind und Tage voll gutem Essen und Trinken.


Der Flug war ok, die Maschine hat bei der Landung gewackelt im Wind wie immer, das Quartier ist in Ordnung.

Heute ist der „Ankommtag“, wir arbeiten nicht, faulenzen. Am Strand Liegen und Baden ist angesagt. Abends beim „Fisherman“ sind die Damen begeistert. Essen (Fisch, kleine Shrimps, kleine Fischchen) und Ambiente (älteste Taverne im Dorf, direkt am Meer) gefallen sehr.


Donnerstag, 16. 7. 2009:

 

Erster Arbeitstag. Endlich geht´s los, „Morgenstund“. Die Damen sitzen nach dem Frühstück an verschiedenen Tischen in der Taverne und schreiben ihre ersten Texte.



Eine „Anfängerin“ ist auch dabei, bin neugierig, wie sie sich tut.


Die Schreibzeit ist um, wir sitzen am großen Tisch, die Frauen lesen ihre Texte vor, wir diskutieren sie, die Teilnehmerinnen eher inhaltlich, ich bin für die Form zuständig.

War ein angenehmer Einstieg in den Workshop. Jetzt verteile ich noch die Aufgaben, dann geht´s ab zum Strand, zu „meinem“ Strand. Die Damen begleiten mich.

Ich bleibe nicht allzu lange, die Mittagssonne ist mir zu viel. Hinunter zu Nikos in sein „Lefkos – Rent a Car“-Büro, das Auto für den ersten Ausflug fixieren. Es wird länger, wir tratschen, ich erfahre den neuesten Dorfklatsch. Ich schaue noch im Supermarkt vorbei, die Besitzerin erzählt mir, dass die Leute jetzt fast keine Bücher mehr kaufen. Nicht gut für Unsereinen. 

Vom Dorfstrand winken mir Freunde aus Linz zu, sie sind heuer zum ersten Mal hier in Lefkos. Ich gehe hinunter zu ihnen. Es gefällt ihnen sehr gut, sagen sie, und ich bin froh darüber, habe ich ihnen doch dazu geraten hierher zu kommen. Am Flughafen in Linz beim Warten auf den Flug habe ich erst mitgekriegt, dass sie genau die zwei Wochen gebucht haben, in denen ich mit meinem „KreativSommerGriechenland“ hier bin. Wir beschließen ein gemeinsames Abendessen im „Dramountana“ um acht.

Ich wandere ins Hotel, leg mich hin, schlaf ein Stündchen und komme mir „richtig griechisch“ vor, mit Schlafen am Nachmittag.

Um fünf geh ich wieder an den Strand, schwimme, lese, tratsche mit den Damen. Um halb sieben zurück ins Hotel, rasieren ist wieder einmal angesagt, dann muss ich ohnehin schon ins „Dramountana“, „Abendstunde“, also Einzeltextarbeit, steht an.

Kurz vor acht sind wir komplett, hinein in die Küche und die Entscheidung treffen, womit ich mich an diesem Abend überesse. Ich nehme Fischbällchen als Vorspeise und Scholle mit Shrimpsnudeln. Und es schmeckt großartig.

Um elf geht´s zurück ins Hotel, dort bleiben wir noch an der Bar hängen, eine Runde Ouzo, ist spät, als ich ins Bett komme.


Freitag, 17. 7. 2009:

 

Der Handy-Wecker reißt mich aus dem Schlaf. Aufstehen, kultivieren, kleines Frühstück, und schon ist wieder „Morgenstund“. Die Veränderungen, die ich gestern angeregt habe, haben sich sehr positiv auf die Texte ausgewirkt. Wir sitzen noch zusammen und tratschen, dann folgt die Expedition an den Strand. Ich steige blöderweise am Wellenstrand in einen Teerpatzen, kostet mich eine halbe Stunde den schwarzen Dreck zwischen meinen Zehen heraus zu bringen. 

Der Mittagskaffee im „Ammos“ mit dem warmen Baklava tut mir gut. 

Ich sitze im Schatten der Tamariske und lese. Zurück ins Hotel, brausen, lesen, schlafen.

Um fünf an den Strand, um sieben „Abendstund“ im „Golden Sand“. Heute sind die Texte besser gelungen, es gibt weniger „Problemstellen“.

Das Abendessen bei Sue ein Genuss wie immer. Eine Teilnehmerin rät mir voll Begeisterung, dass ich diese kulinarischen Höhepunkte auch in die Werbung für den KreativSommerGriechenland aufnehmen soll. Habe ich hiemit getan.

Wir schlendern relativ bald ins Hotel zurück, heute passe ich, möchte ein bisschen alleine sein, setze mich auf den Balkon, trinke dort noch mein Bierchen, denke über den Tag und die Texte nach.


Samstag, 18. 7. 2009:

 

Werde früh wach, überlege, ob ich schwimmen gehen soll, entscheide mich aber für Lesen im Bett. Herrlich, ohne Zeitdruck leben zu können. Allerdings muss ich mich dann trotzdem beeilen, um nicht zu spät zum Frühstück und zur „Morgenstund“ um 09.30 Uhr zu kommen.

Die Atmosphäre ist sehr entspannt, wir arbeiten zügig. Anschließend treffen wir uns alle, ohne es ausgemacht zu haben, an „meinem“ Strand. 

Die Damen verstehen sich sehr gut, habe ich den Eindruck, sie tratschen, diskutieren.

Ich gehe früher zurück, muss heute das Auto übernehmen bei Nikos und Maria, mit dem wir morgen nach Olympos fahren werden.

Es ist wie so oft hier, die Übernahme des Wagens verzögert sich, ich gehe zurück ins Hotel, wir reagieren auf die Verzögerung und ziehen die „Abendstunde“ vor, machen sie in der Hoteltaverne.

Um acht kriege ich den Wagen, wir fahren hinauf nach Mesochori, gehen gleich ins „Dramountana“, die Schwestertaverne von der in Lefkos. Die Aussicht ist großartig, wir sitzen über dem Dorf neben der Kirche und genießen den Sonnenuntergang. Das Essen ist prima, wir fahren spät zurück nach Lefkos. Es hat sich eingebürgert, dass wir, egal wann wir heimkommen, noch eine Runde Ouzo an der Bar trinken. Manchmal auch zwei.

Heute kommen plötzlich zwei Musikanten, und sie spielen auf Lyra und Bouzouki ihre Insellieder. Die Zeit vergeht, und irgendwann fangen die Burschen aus dem Dorf zu tanzen an. Es wird eine lange Nacht.


Sonntag, 19. 7. 2009:

 

Bin überraschenderweise nicht müde nach dieser Nacht, und wir fahren, Phil Collins im CD-Player des Jeep, laut mitsingend, gut gelaunt nach Agios Nikolaos baden. Der Strand dort mit seinen grauen, flachen Steinen mit den weißen Adern ist einer meiner Lieblingsplätze auf der Insel. Um eins fahren wir weiter nach Olympos. Die Straße ist noch immer nicht fertig, wahrscheinlich wird sie es nie werden, vermute ich, und vielleicht ist es ja auch Absicht, dass sie noch immer an gewissen Stellen nur einspurig zu befahren ist. Der Begriff „Schotterstraße“ wäre ein absolutes Kompliment für diese einzige Landverbindung zwischen dem Bergdorf und dem Rest der Insel.

Wir kommen, wie ich es geplant habe, erst um etwa zwei Uhr hinauf, und das ist gut so. Bei meinem ersten Besuch hier vor vielen Jahren habe  ich die Schiffstour mitgemacht, und es war schrecklich mit den anderen Touristen durch das Dorf getrieben zu werden, bei jedem Geschäft bedrängt von keifenden Frauen, hineinzukommen, etwas zu kaufen, und dann in einer überfüllten Taverne mit zugegeben tollem Blick über das Dorf abgefertigt zu werden.

Jetzt, nachdem die Schiffsausflügler schon in ihren Bus hinunter nach Diafani geklettert sind, erleben wir Olympos fast ausgestorben. Ein paar Touristen wie wir streunen durch die Gassen, auch die Verkäuferinnen vor den Geschäften sind schon verkaufssatt und zufrieden, fast nichts ist mehr zu spüren von der Aggression, die sie ausstrahlen, wenn die Leute von den geführten Touren durch das Dorf hetzen.

Als wir nach dem Essen in der alten Windmühle, wir waren die einzigen Gäste um diese Zeit, durch die Einkaufsgasse zurück zum Auto schlendern, erwacht schlussendlich doch noch die Kauflust „meiner“ Damen, und sie decken sich mit Tischdecken, Geschirrtüchern und Olivenseifen ein.

Die Fahrt zuerst hinunter nach Diafana in den Hafen auf der asphaltierten Straße und dann zurück nach Spoa grölen wir zu den schrägen Interpretationen von Popsongs, alten „Hadern“ und Jazzigem der Linzer Band „Los Torpedos“. Ich muss den Herren erzählen, wie perfekt ihre Arrangements zu dieser Wahnsinnsstraße passen.

Zurück ins Hotel, Auto zurück, bezahlen, Kaffee und Tratsch mit Maria von „Lefkos – Rent a Car“, dann noch baden am Wellenstrand.

Abends Treffen der „Linz-Delegation“ in der „Krinos“-Taverne. Wir sind mittlerweile 14 Personen, alle aus dem Umfeld der „Unfassbar“, meinem Stammlokal in Linz, bis auf meine KreativSommer-Frauen. Es gibt noch die übliche Runde Ouzo an der Bar des „Tria Delfinia“, und ich merke, es würde schon wieder losgehen, aber ich ziehe die Notbremse und flüchte in mein Zimmer, bevor es zu spät ist.


Montag, 20. 7. 2009:


Bin ich froh, dass ich gestern so brav so bald schlafen gegangen bin. Es muss wieder drei Uhr gewesen sein, erzählen mir meine Damen, als wir uns mit kleinen Augen zur „Morgenstunde“ treffen.

Die Texte werden griffiger, die Damen mutiger im Schreiben.

Baden, schlafen am Nachmittag, abends noch einmal baden, dann „Abendstunde“ in der Taverne „Central“. Ist auch ein schöner Platz zum Arbeiten, und das Essen im Anschluss ist ebenfalls sehr gut. Hab ein Stifado gegessen, ist zwar nicht an das von Jorgo auf Skiathos heran gekommen, aber welches Stifado kann das schon. Ich erinnere mich an ihn, es macht mich traurig zu wissen, dass er vor einigen Jahren verstorben ist.

Eine Runde Ouzo und ein Mythos im Hotel, dann ab auf mein Zimmer, ich möchte noch ein bisschen schreiben. Eine Idee zu einer der Kopfzeichnungen für das nächste Buch, die ich mitgenommen habe, möchte ich noch umsetzen.


Dienstag, 21. 7. 2009:


Bald wach geworden, rasiert, Frühstück, „Morgenstund“, letzte Morgenstund, ich freue mich auf arbeitsfreie Tage ab morgen, wenn ich „nur mehr“ Reiseleiter bin. Ist auf eine eigenartige Weise anstrengend, diese Arbeit an den Texten, glaubt mir niemand, ich weiß, aber für mich ist das wirklich Arbeit. In angenehmer Atmosphäre, ja, aber Arbeit.

Strand, kleines Mittagessen bei Fotini im „Blue Sea“, dann auf´s Zimmer, duschen, lesen, schlafen, zurück zum Strand. Nachher schau ich mir mit Fotini ihre neue Studioanlage an, im Vorjahr eröffnet. Sehr neu, manche Studios noch nie benützt, alles sehr auf „wow“ gemacht, inklusive Malereien über den Betten. Nachher zu Nikos, Auto holen für morgen, Damen abholen, Fischessen in Finiki, zurück, Ouzo und Bier an der Hotelbar mit den Linzer Musikern, entspanntes Tratschen.


Mittwoch, 22. 7. 2009:


Inselrundfahrt, wir fahren am Fischerdorf Finiki vorbei und beginnen in Menetes, leider ist die Kirche versperrt, hätte mich gerne ein bisschen hineingestellt zum Schweigen und die Stille spüren.

Weiter geht´s nach Pigadia, die Damen sind entzückt ob der Geschäfte, und ich besuche einen alten Griechen, er ist Besitzer eines dieser typischen Krimskramsläden, und tratsche mit ihm. 

Imbiss in einer Souvlakibude, dann noch einen Kafe eleniko in einem Kafeneion, und weiter geht´s die tolle Straße an der Ostküste der Insel hinauf zur Apela-Bucht, dort ist Baden und etwas Ausspannen angesagt. Für den Rückweg nehmen wir dann die Straße über die Bergdörfer Piles, Volada und Othes, und dort besuchen wir den alten Chaptis, er begrüßt uns trotz seiner 93 Jahre sehr dynamisch, hat neue Zähne und eine neue Brille. Fast vermisse ich seine mit Leukoplast geklebte alte. Ich kaufe mir wieder eines seiner kleinen Fliesenbilder.

Essen im „Small Paradise“ in Lefkos, herrliche kleine rote Garnelen. Es ist noch früh, wir sind die einzigen Gäste. 

Abends trifft sich die „Linz-Parea“ zuerst im „Dramountana“ und dann im „Tria Delfinia“ an der Bar. Es wird wieder spät.


Donnerstag, 23. 7. 2009:


Erster ganz freier Tag für mich, ich beschließe nicht frühstücken zu gehen und den Tag zu vertrödeln. Werde jetzt auch mein KreativSommerGriechenland 09-Tagebuch beenden.

Schön war´s wieder, intensiv, anstrengend teilweise, aber gut auch.


Bis zum nächsten Jahr, Kurt Mitterndorfer