Nachfolgend zwei Texte, die während des Workshops 2013 entstanden sind:
Ganze 6 Euro bezahle ich!
Das, um ungefähr in der Mitte, unter einem der knapp 30 blauen Sonnenschirme, in der zweiten Reihe zu liegen.
Der Ort?
Ein großer Sandstrand hinter den Tavernen Ammos, Dramountana und Captain´s Home in Lefkos.
Hier kann ich heute ohne der sonst unverzichtbaren Flip Flops dahin staksen.
Wahrscheinlich, weil sich die Minischottersteine langsamer aufheizen.
Platz zum Sonnenhunger stillen, zum Erholung oder Schlaf Finden, Bücher endlich in einem Durchlesen, oder was sonst Menschen glauben, im Urlaub tun zu müssen.
Zum Landesinneren hin wird der Strand abwechselnd von Sand- oder Steinmauern und Felsen eingerahmt.
Gegenüber verleitet das glitzernde Meer zum Schwimmen gegen die ankommenden Wellen. Über einen Saum aus getrocknetem Seegras geht man, ehe das Wasser erreicht ist.
Keine mechanischen Geräusche folgen hierher. Es ist Raum für menschliche Stimmen, rauschendes Wasser, knarrende Liegen und für das Zischen beim Öffnen von Getränkedosen.
Die Frühnachmittagssonne vom Westen fällt auf die Schirme und wirft kurze Schatten in den Sand. Die Menschen rücken ihre Sonnenbetten danach.
Sattgelegene spazieren zu den Strandenden. Links steigt der Auslauf halbmondförmig zu einem Felsen an. Rechts schließt am Strandende ein breiter Weg an und geht in eine Halbinsel über, nicht allzu hoch, holt sie dann und wann Neugierige zu sich hinauf.
© Romana Lasinger, Lefkos/Karpathos, 27.06.2013
Sie ist die hinterste der Tavernen auf der kargen Landzunge.
Von der Terrasse mit den ausnahmsweise grünen „Arschwehsesseln“ geht eine Treppe zum sanft plätschernden Meer hinunter. So gemächlich wie das Meer plätschert, geht es auf der Terrasse zu. Einige Gäste verdauen gerade Kalamari und Co. und dösen beim warm gewordenen Wein vor sich hin. Am Tisch neben der Tür zur Küche hält die Wirtsfamilie Siesta. Sie unterhält sich – entgegen dem üblichen lauten Palaver der Griechen – mit einem sanften Gemurmel, nur ab und zu ein lauteres „Ella“ und Geschirrklappern aus der Küche.
Fischertavernen nennen sich zwar viele Tavernen gerne, bei dieser trifft es auch noch wirklich zu. Die Stufen zum Wasser stehen nicht nur symbolisch für die Verbundenheit mit dem Meer.
Hinter mir hockt der Sohn des Fischers auf dem Boden und fädelt endlos lange Plastikschnüre durch Reusen. Die schwarze Tafel an der Wand beschreibt den Fang der letzten Nacht.
Am Tisch im letzten Eck, dort wo hinter der Mauer das Meer auch von der anderen Seite herzuschwappt, sitzt der Fischer. Das weiße glatte Leibchen im Kontrast zur gegerbten Haut und zur geriffelten „Erdäpfelnase“. Die weißgrauen borstigen Haare stehen buschig zu Berge. Vor sich hat er zwei weiße Brettchen und einen Bogen Papier liegen. Der Bogen, eine vage Zeichnung, seine Vorlage. Auf einem der Brettchen werkt er. Emsig schiebt er ein rosa Lineal hin und her, zieht Linien, verschiebt wieder, schaut, überlegt, zeichnet, kratzt sich, verschiebt, raucht, konzentriert sich, verschiebt wieder das Lineal, zeichnet – lässt alles liegen und stehen, steht auf und geht.
Auf der Vorlage steht in krakeliger Schrift „Captains home“.
© Karina Göttlicher, Lefkos, Karpathos, 26.6.2013